Dannstadt765

Traditiones Wizenburgenses,
Kopialbuch des Klosters Weißenburg

Aus der Ortschronik Band 1:
Drechsel/Fouquet, Dannstadt und Schauernheim - Zur Geschichte bäuerlicher Gemeinden in der Pfalz Band 1 erschienen 1989

Sacrae sancte ecclesie in honore sabctorum Petri et Pauli constructe et monasterio cuius uocabulum est Uuizunburg, vbi in dei nomine Ermbertus episcopus preesse uidetur. Nos itaque Gerbaldus et Rihbaldus donamus pro animae remedium genitoris nostri et genitricis nostrae Uuicbaldi et Bedani donatumque in perpetuum permaneat esse uolumus, hoc est infra marca Bruningouilare et infra pago Spirinse in marca que dicitur Dendestat tam terris campis pratis siluis arealis casis pascuis aquis aquarumque decursibus, quantum genitor et genitrix nostra nobis in illis uillis moriens
dereliquerunt nostra parte totum et integrum a die presente ad ipsum sanctum locum tradimus atque transfundiums, ut ab hac die ipsa casa (dei) uel congegratio eius habeat teneat atque possideat et suis successoribus derelinquat (uel) faciendi quod uoluerint liberam habeant in dei nomine in omnibus habeant potestatem(…).

Dieser Eintrag in den sog. Traditiones Wizenburgenses, einem während des späten 12. Jahrhunderts angelegten Grund- und Schenkungsverzeichnisses des um die Mitte des 7. Jahrhunderts gegründeten Klosters Weißenburg, ist die erste schriftliche Erwähnung Dannstadts, der erste Hinweis auf den Namen dieses Siedlungsplatzes überhaupt. Ernst Christmann, der maßgebliche Namensforscher im pfälzischen Raum, deutete Dendestat, Dantistat oder Dandestat, wie der Ort in anderen noch zu betrachtenden Quellen genannt bzw. geschrieben wird , mit „Ort (Stelle) des Dandi“, wobei wir natrülich nicht wissen, wer dieser Herr war, und wann er denn gelebt haben könnte.

Wie dem auch sein mag; die im Weißenburger Kopialbuch abschriftlich überlieferte Urkunde wird auf die Zeit zwischen dem November 765 und dem gleichen Monat des folgenden Jahres datiert. In diesem im Kloster Surburg ausgestellten und untersiegelten Schreiben übergaben die Brüder Gerbald und Richbald dem Peter- und-Paul-Kloster Weißenburg für das Seelenheil ihres Vaters Wicbald und ihrer Mutter Beda auf ewige Zeit alle Güter: Felder, Wiesen, Waldungen, Häuser, Weiden und Gewässer, die sie von ihren Eltern in der Mark Preuschdorf (ö. Wörth) und im Speyergau in der Mark Dannstadt ererbt hatten. Ferner wurde festgelegt, dass das Kloster ab sofort (a die presente) den Besitz antreten und auch die Herrschaftsrechte übernehmen konnte, die mit diesem Grund verbunden waren.


Durch einen glücklichen Zufall hat sich allerdings eine um 810/12 zu datierende
Liste von Weißenburger Lehnsträgern erhalten, aus der folgendes zu entnehmen ist:

Et habet ipse Waltheri in pago Spirinse in villa Tatastat ecclesiam I cum casa dominicata, mansos vestitos ingenuiles IV, serviles vestitos X, absum I, de vineis picturas V, de prata ad carradas XX.

Wir erfahren dadurch vergleichsweise schon recht viel über das Dannstadt des frühen 9. Jahrhunderts, also vor rund 1180 Jahren. Sicherlich rührt das, was in diesem Text an Weißenburger Rechten und an Grundbesitz aufgeführt wird, zu-mindest in Teilen von der Schenkung Gerbalds und Richbalds her. In der villa, der Siedlung Tatastat, war eine Kirche vorhanden, die unter der Herrschaft des Weißenburger Klosters stand und zusammen mit den Ländereien einem gewissen Walther als beneficium, als Lehen ausgegeben worden war.
Die Abtei Weißenburg übte mit dieser Kirche – die Historiker nennen dies Einrichtung aufgrund ihres ausgeprägt herrschaftlichen Charakters eine Eigenkirche – wichtige politische Funktionen und Rechte in Dannstadt aus. Es ist dabei nicht nur an die Macht über das Seelenheil der Menschen, sondern auch und vielmehr an die wirtschaftliche Ausstattung der Kirche und an das Recht zu denken, den Pfarrer dort einzusetzen.

Darüber hinaus besaßen die Weißenburger Mönche eine casa dominicata, einen Herrenhof. Die Lage dieses Hofes und der dazugehörenden Dannstadter „Ursiedlung“ ergibt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit aus dem oben genannten Platz des fränkischen Friedhofs (Hauptstraße Nr. 136-148), aus der Erwähnung der Kirche, deren Standort sich seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr verändert haben dürfte, sowie aus dem sich südwestlich der Kirche und in der Nähe des Gräberfeldes erstreckenden angerartigen Dorfkernraum. Im Bereich dieses von Haupt- und Kirchenstraße umschlossenen Geländes befand sich wohl der Wohnsitz der Weißenburger Herren sowie einige Hütten und Grubenhäuser der Hörigen.